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Langweilig? Von wegen

Digitalisierung – Spuren der Abnutzung

Fällt der Begriff „Digitalisierung“, folgt häufig schmerzverzerrte Mimik oder gelangweiltes Abwinken. Das liegt zum Großteil vermutlich daran, dass dieses Schlagwort einer massiven Abnutzung unterliegt. Es wird mittlerweile inflationär für nahezu alles eingesetzt, was im weitesten Sinne mit „Computer“ zu tun hat. Und das wiederum ist wohl der Tatsache geschuldet, dass es keine kantenscharfe Definition gibt. Wir verwenden „Digitalisierung“ meist dann, wenn etwas besonders innovativ wirken soll. 

Übersetzung in ‚Computerisch‘

Wenn Digitalisierung eines nicht ist, dann: langweilig. Vielmehr ist sie aufregend, spannend und inspirierend, denn sie eröffnet völlig neue Möglichkeiten, Arbeits- und Sichtweisen, Prozesse und Ziele. Zunächst ist Digitalisierung eine Umwandlung. Dinge und Informationen werden aus ihrem analogen Zustand in einen digitalen übersetzt – sofern sie nur analog vorliegen. Nach dieser Übersetzung – zum Beispiel durch Scannen – sind Dinge und Informationen für  Computer oder andere Geräte für eine digitale Signalverarbeitung verständlich und verwertbar. Zweck dieser Umwandlung ist, Informationen digital zu bearbeiten, zu speichern und für die elektronische Datenverarbeitung verfügbar zu machen. Punkt.

Abbildung realer Begebenheiten

Somit ist Digitalisierung eine Abbildung, eine „Vermessung“ und Beschreibung realer Gegebenheiten. Durch diese „Beschreibung der Materie“ entstehen Zahlenketten, elektronische Datensätze, die beliebig übertrag- und wiederherstellbar sind. Auf diese Weise lässt sich praktisch die ganze Welt “beschreiben” und für die Ewigkeit “ablegen”… Temperatur, Entfernungen, Farben, Gewichte, etc. Der Detaillierungsgrad der Beschreibung – also wie präzise eine bestimmte Sache beschrieben wird – entscheidet über die jeweilige Länge der entstehenden Zahlenketten. Und bestimmt damit die anschließend benötigte Speicherkapazität.

Töne sichtbar machen

Tonübertragungen – wie beim Telefonieren oder Musikhören – erfordern hierbei ein eigenes Verfahren: das Sampling. Hierbei werden bestimmte Frequenzen zu bestimmten Zeitpunkten erfasst. Auch hier können die entstehenden Zahlenketten beliebig versendet und durch Wiederherstellung der Schwingungen mit richtiger Frequenz und Höhe zurück zu einer Tonfolge geführt werden. Eine  höhere Frequenz erzeugt mehr Werte, sorgt jedoch beim Empfänger für eine bessere Wiedergabequalität des Originals. 

Solche Zahlenketten und “Wertehaufen” bezeichnen wir allgemein als „Daten“. Je mehr Beschreibungsdetails vorliegen, desto höher ist die jeweilige Datendichte, und je schneller die Messungen, desto höher ist die Verwertbarkeit und der Nutzen im Alltag. Große Speichermöglichkeiten sorgen für verbesserte Möglichkeiten hinsichtlich Ablage und Wiederauffindbarkeit, und schnelle Daten-Übertragungswege sorgen für direkte Weiterleitung und Wiederherstellung des Originals an jedem beliebigen Ort. Wow. 

Halten wir also fest: Digitalisierung ist die Darstellung oder das Umwandeln analoger Werte in digitale Formate und erfolgt in aller Regel mit dem Zweck, Informationen digital speichern, verarbeiten und austauschen zu können. Historisch betrachtet ging dem digitalen Medium, dem sogenannten Digitalisat, meist ein analoges voraus. Dieser Umstand hat sich insofern verändert, als das Produkte und Dienstleistungen zunehmend unmittelbar digital entwickelt werden – ihnen somit nicht mehr zwingend ein analoges Medium vorausgeht. Traditionelle Unternehmen müssen sich entsprechend anstrengen, um mit denen der neuen Generation, die sich gleich in diesem Umfeld entwickeln, mitzuhalten.

Spannende Verhältnisse, enges Geflecht

Dichtes Datengeflecht

Selten betrachten wir digital generierte Daten isoliert, vielmehr verknüpfen wir sie miteinander und setzen sie in Verhältnisse zueinander. Und hier genau hierin liegen die revolutionären Möglichkeiten: Dinge mit anderen Dingen in Verbindung zu bringen, zu betrachten und zu analysieren. Übertragen wir diese Erkenntnis auf Unternehmen, die sich zu digitalisieren beabsichtigen, bedeutet das: Eine nahezu exakte Abbildung von Unternehmenswirklichkeit, also aller Vorgänge, Prozesse, Akteure und Interaktionswege – und deren Verhältnisse zueinander unter Einbeziehung  externer Einflüsse und Bedingungen.

Digitale Revolution

Sprechen wir heute von Digitalisierung, meinen wir meist nicht den Vorgang als solchen, nicht die digitale Darstellungsweise, sondern die „Digitale Revolution“: Der durch Computer und Digitaltechnik ausgelöste Umbruch, der seit Ausgang des 20. Jahrhunderts einen Wandel in nahezu allen Lebensbereichen bewirkt.

Dieser Umbruch, der in eine neue, eine digitale Welt führt, ist vergleichbar mit der industriellen Revolution vor rund 200 Jahre. Diese führte in die Industriegesellschaft. Wir können ‚Digitalisierung‘ im Sinne der digitalen Revolution somit auch als dritte industrielle Revolution oder – in technischer Hinsicht – als mikroelektronischer Revolution verstehen. Mit dieser gehen Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Öffentlichkeit wie auch im  Privatleben einher, die sich in  großer Geschwindigkeit überall dort vollziehen, wo die materiellen Voraussetzungen für Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten der fortschreitenden Digitalisierung bestehen, also: fast überall.

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